the minimalism of erik satie / vienna art orchestra
gestern habe ich mir wieder einmal eine cd gegönnt, und es war gut so.
schon einige zeit habe ich diese platte "the minimalism of erik satie" in den diversen qualitätsläden herumliegen gesehen, konnte mich aber bislang nie selbst zum kauf überreden. wirklich viele gründe, die dagegen sprechen konnten, diese leicht verkraftbare investition zu tätigen, waren nie vorhanden: -
gründe dafür aber gab es zuhaufst. das vienna art orchestra als jazz-big-band von weltrang ist seit meiner jugendzeit für mich ein wahrgenommenes ausnahmeprodukt österreichischer herkunft. die doppel-cd "blues for brahms" habe ich schon lange in meinem besitz, von der vao-stimme lauren newton habe ich auch den "voiceprint", und mir war immer klar, dass diese zwei scheiben nicht die letzten sein werden. erik satie auf der anderen seit ist mein lieblingsdadaist und einer meiner verwandtesten seelen in der musik des vergangenen jahrhunderts. seine gymnopedies und seine pieces froides, und seine zeichnungen und texte, ich liebe ihn einfach.
wenn nun das vao und erik satie zusammentreffen, kann das einfach nur gut sein, dachte ich, und wagte einen blindflug, was ich selten mache, aber immer wieder gerne: eine cd kaufen, ohne vorher reinzuhören. manchmal bereue ich es (selten) meistens aber ist mein gefühl richtig, so wie etwa bei arvo pärts "alina" - das ist aber eine andere geschichte.
ich habe noch selten eine cd gehört, die jemandem mit so viel liebe und dennoch so viel zersetzendem humor ein denk-mal setzt. sogar saties polemischstes werk, die "vexations", haben sich die vao-genies hergenommen und haben es erfreulicherweise unterlassen, brave studien über die teilweise eingängigen melodien saties anzulegen (die ich schon viel zu oft gehört habe).
die vexations von satie sind eines der progressivsten stücke musik des (vor!-)vergangenen jahrhunderts: zwei zeilen musik mit der anweisung, diese 840mal zu wiederholen, und "dass sich der Musiker im voraus in der grössten Stille und durch ernsthafte Unbeweglichkeit vorzubereiten habe".
John Cage hat es aufgeführt, auch andere sind dann 22 Stunden dabeigesessen, obwohl Satie wohl sicher einen "hauptspaß" machen wollte, bei dem er nebenher den minimalismus erfand und vorwegnahm. sicher war er auch deswegen bei john cage so beliebt.
das vao nun gibt den vexations viel raum und bewegt sich sehr viel, ohne aber satie zu verlassen. man kann die bewegung um diesen liebenswerten musiker, den diese liebenswerten musiker da zelebrieren, direkt sehen zwischen den linien der instrumentenstimmen.