selbstanzeige bilder. es gibt so viele davon, sie strömen aus dem postkasten, sie liegen auf der strasse, sie belästigen uns im fernsehen, sie umgeben uns, wir machen uns welche, wir leben mit ihnen. ich habe in der letzten zeit nach längerer „abstinenz“ wieder viele bilder „gemacht“, habe in etwa zweieinhalb monaten 194 collagen fabriziert und alle online gestellt - und somit einem größeren publikum zugänglich gemacht - und dieser text soll keinesfalls bedeuten, dass dieser fluss gestoppt oder eingedämmt werden soll. ich will auch gar nicht zum „text zurückkehren zuungunsten der collagen“; ich habe nur gestern plötzlich eine unbezähmbare lust gehabt, etwas über meine collagen zu erzählen. ich war dann bei einem freund zu besuch, und dort floss es dann aus mir heraus, ich sprach und sprach und sprach – nicht nur über die collagen, aber eben auch, auch darüber recht viel. die lust zum „darüber reden“ war schon vorher da, und sie ist jetzt auch da. an sich rede bzw. „erkläre“ ich meine collagen nicht gerne… das habe ich in den comments schon irgendwann erwähnt. da ja bilder selbst eine sprache sind, und botschaften transportieren, will ich die chance, dass dieser transfer funktioniert nicht damit verkleinern, dass ich worte als ablenkung und „lesehilfe“ zwischenschiebe. so sehr ich das wort liebe und achte – es taugt nicht als ersatz für die hingabe an ein bild. ein bild spricht deutlich, wenn der betrachter sich dem bild hingibt… und er oder sie hört dort vielleicht auch unangenehmes, oder neues… gerade die worte desjenigen, der das bild gemacht hat (in dem fall ich) sind als beiwerk entbehrlich, zumindest ist das teil meines künstlerischen selbstverständnisses. natürlich gibt es ausnahmen, und ich muss mich manchmal „zurückhalten“, da ich die eigenen bilder selber gerne lese und interpretiere, sind sie doch auch an mich selbst gerichtet. wenn ein bild es nicht einmal schafft, mich zu überraschen und zu irritieren – wie soll es dann mein publikum berühren? – das ist ein weiterer teil meines moralisch-künstlerischen selbstverständnisses. es ist eine ständige selbstprüfung und selbstkritik, die am arbeiten ist. ich bin mir selbst der schärfste und rückhaltloseste kritiker, dessen bin ich mir sicher. warum collagen? zum einen, weil es eine unterschätzte und unterrepräsentierte technik ist. ich habe eine vorliebe für kaum beachtete techniken und themen, so etwa für den bleistift, der eine art könig in der zeichnerei ist, da genügt schon ein hb-bleistift, der alle abstufungen anbietet wie ein klavier, oder der schwarz-weiss-comic ohne collorierung, oder eben die collage, die trotz pop-art, dada und schwitters noch immer in den köpfen vieler menschen als technik für volksschulkinder und insassen von gugging ihren klaren platz hat. da gilt es viel zu tun, für mich. zum anderen, weil es sich so ergeben hat. die collage zieht sich als einer von mehreren „roten fäden“ durch mein künstlerisch-technisches leben, sie taucht immer wieder auf, und sie begleitet mich fast ständig. andere rote fäden sind musikalische denkformen in der malerei, das thema des stillebens, der comic. die aktuellen collagen als projekt sind „ad hoc“ entstanden, sie haben sich plötzlich in meinem leben – hier am weblog – manifestiert, ich habe dabei eher zugesehen, als sogleich zu erkennen, was da beginnt. anfänglich waren die collagen freie improvisationen, und diese freie art der improvisation, ohne zunächst vorhandenes thema, wo sich das thema quasi von selbst ergibt im frei assoziierenden spiel der bilder, diese form kannte ich schon recht gut von früheren manifestationen meiner kunstproduktion. dass dann das publikum die aufforderung, mir „themen“ jeglicher art zukommen zu lassen, aufgriff und auf diese art und weise mitspielt, das ist definitiv neu für mich und eine absolute herausforderung. arbeiten nach „themen“ ist in der bildenden kunst etwas an sich selbstverständliches – jedes gemälde hat ein thema, auch wenn es nicht immer einen titel hat. meist sind die themen eigene, manchmal aufträge. mein anspruch ist bei themen immer, das thema „zu meinem zu machen“, und das ist eine nicht immer einfache sache, aber gerade das ist ja das herausfordernde für mich. das projekt ist in seiner struktur einfach: es werden collagen angefertigt und durchnummeriert. manche sind mit themen versehen, andere mit titeln, sehr viele sind titellos. kommt ein thema von einem weblogbesucher, dann wird das vermerkt. die grösse der collagen beträgt einheitlich 500 mal 500 pixel, jpg, 7fach komprimiert. die collagen müssen aus mindestens 3 (drei) „quellen“ bestehen, also es müssen mehr als zwei bilder sein, die als material dienen. damit ist eine „readymade“-ebene ausgeschlossen, obwohl bestimmt objekte aus quellbildern „in situ“ vorkommen können, aber eben immer in einem kontext von mehreren anderen bildern, die ich gestaltend hinsetzen muss. jegliche andere manipulation ist erlaubt – filterung, skalierung, farb/kontrast/…-veränderungen, maskierungen, duplizierungen, übergänge, reduzierungen, drehungen, usw. usf…. es ist für mich immer wieder interessant zu beobachten, wie das bild von künstlern in der öffentlichkeit ist. „der schriftsteller ist ein ekelhafter kerl,…“ hat heimito von doderer einmal gesagt, und das ist auch beim maler nicht anders. ein maler ist ein schrecklicher mensch, der ganz genau, absichtsvoll geplant und präzise, räsonabel und zu widerkehrenden stunden, arbeitet, und auf dinge zielt, von denen das publkum keine ahnung hat, nämlich auf vorgänge der eigenen geistesmechanik. die eigene mechanik zu schärfen, beim umsetzen der „späteren“ bilder, eine art gymnastik zu betreiben, mithilfe derer dann die mechanismen der umsetzung „in zukunft“ besser werden, ist eine der zentralen vorgänge, die kunst ausmachen. disziplin, verantwortung und wissen um einen selbst - bei ständiger beschreitung der weissen flächen auf der landkarte – das ist es, was mich „an der stange hält“. ich will mehr über mich erfahren, will mehr über meine bilder erfahren und will anderen menschen die möglichkeit geben, sich in meinen bildern teilweise zu finden, sich teilweise zu verlieren. was ich mir zumute, mute ich auch anderen zu – und übernehme dafür die verantwortung. meine collagen sind aber auch eine liebeserklärung an die vielen tausend und abermillionen bilder, die heutzutage so leichtfertig benutzt und kaum mehr beachtet werden. jedes bild, das ich auf eine meiner collagen nehme, umarme ich vorher ausgiebig und herze und küsse es. dann gebe ich ihm eine neue bedeutung, enthebe es quasi seiner herkunft und gebe ihm eine neue. das ist immer ein akt der liebe und zuneigung, niemals eine zynisch-hasserfüllte transaktion ohne kontakt zu den ursprüngen des materials. das wirklich schwierige für mich ist, mich selbst mit meinen collagen zu überraschen; - dass manche meiner betrachter/innen dann mit meinen collagen so vertraut und innig sein können, wie ich es erlebe, gehört zu den täglichen wundern, die das leben einem künstler in so reicher menge bietet. eventuell gibt es unter Kulturberichterstattung mehr davon. > link > >
der frühe vogel fängt den wurm bald vielleicht auch in österreich im kino: der neue film von helge schneider. jazzclub - der frühe vogel fängt den wurm. im trailer ist die eine sequenz schon unglaublich gut, wo der dr. (hasenbein?) das gehirn in der hand hält und die bereiche zeigt im gehirn: kucken, kacken, packen, picken,... und dann sagt: "na mehr brauchen se nicht!" eventuell gibt es unter Kulturberichterstattung mehr davon. > link > >
Kommentare von einem lieben Freund Mein lieber Freund Alex hat sich nicht nur die Mühe gemacht, alle meine ersten 16 Collagen anzusehen, nein, er erfreute mich darüberhinaus mit den folgenden 16 Kleinoden an Kunstbetrachtung, die mich sehr, sehr gefreut haben. ich copy und paste sie mit seiner Erlaubnis hier in unredigierter Form und wünsche gute Unterhaltung... 1: subtil versteckt der Hintern, wirkt fast wie eine Illustration in einem Gesundheitsmagazin (zB: Geist & Gehirn, ganz interessant). Viel Mensch, doch größtenteils farblos: paßt zu unserer Spezies. 2: eine meiner Lieblingscollagen, obwohl natürlich aus dem technischen Department die Kommentare kommen: "Ja, organische Strukturen zusammenschmeißen, kurz beten und schon hat man ein feines Bild." Diese braunen Flecken verstehe ich nicht ganz, oder auch: verwirren mich. 3: was ich mich bei einer klareren Collage der Reihe wie dieser hier frage ist: steckt da eine Story drinn, und ich muß gestehen, daß meine Phantastie schon lange nicht mehr reicht, sich eine Geschichte rein/rauszufabulieren. Ganz toll die Äpfel und der Baum, ebenso die Knie,die Noten hinter den Kameraleuten. Linke Ecke, unter der Sonnenuntergangslandschaft, so rot mit grau/schwarz auf weiß: keine Ahnung, was DAS sein könnte. "e name=m hoch2" ließ mein Reflex unten. 4: hurrah, hier sprudelts. Hier sehe ich klar und deutlich eine Story: Frau Kidman: POW … in die Goschen. Finde ich lustig, diesen Gegensatz, ist doch des Nicol'sche unser aller Lieblingsporzellanpüpp'sche, trotzdem "Auch die Mona Lisa geht kaputt", bzw "Ich wollte etwas Schönes zerstören." - Dazu noch die Erklärung, daß hier ein Kampf um die Wahrheit stattfindet. Lese ich mal so: ist die Kidman zu ertragen oder nicht? Kleiner Ausflug eigentlich dazu nötig, damit wir uns beide auf den jeweiligen Kidman-Stand bringen, aber kurz gesagt: anfangs hat sie mich nicht mal interessiert, aber bei Eyes Wide Shut und Portrait of a Lady habe ich gemerkt, die kann schauspielern und zwar gar nicht mal so übel. Schließlich muß ich gestehen, daß ich Moulin Rouge einen großartigen Film finde, aber ich hatte es ja schon immer mit barocker Pracht. Trotzdem bleibt Frau Kidman mit ihrer Unschuldigkeitsauro bisweilen unertraglich, und mit Herrem Williams Videos drehen, ja ja. Was hat das alles noch mit dieser Collage zu tun: POW. Ab und zu diesen auffällig Schönen geistig einen kleinen Klapps geben (Zähneschepper). – Einen Kritikpunkt noch: dieses Gauss'sche Schneegestöber mit Winz-Konfettis ist meinen Augen nicht so angenehm. Da kommt noch ein ganzes Bild, daß mir mehr weh tut als Spaß macht -- (Und wenn Frau Kidman ihren Bizeps anspannt, kommen DVD-Player raus? Jupp.) 5: der Farbklang ist gruselig, unheimlich, all die Hintergrund-Diagramme und Schematas lassen sofort an Militär, Genforschung und schlimmstes denken. Links der flachliegende Kopf in Rot könnte das Zombikind des Zuchtexperiments sein (wir sehen das Kennenlernen der Probanten links oben, Umarmungen im Hintergrund rechts unten (Richard Gere: Atemlos? oder Patrick "the ugly Swan" Swaezy: Dirty Dancing?). Wer macht diese üblen Mabuse/Frankenstein-Experimente: eine geheime Gesellschaft namens "The Network". Ihr Erkennungszeichen ist die am unteren Bildrand etwas links von der Mitte zu findende Rose. 6: Flashig und als ich das Glas entdeckte hab ich geschmunzelt, einfach, weil ich das Bild einige Zeit gesehen habe, bevor ich das Glas entdeckte. Sonst: Rot! Die Hand hat 4 Finger und einen Daumen. Erinnert stark an ein Sandman-Cover von McKean und schließlich enthält das Bild E 124 (wahrscheinlich ist das der rote Farbstoff). 7: Wieder diese unangenehmen Konfettihorden, die das Bild durchwandern, diesmal als russische Militärparade von links nach rechts, auf die in Wolken träumende Frau Amos zu. Die Frau Amos macht die ödesten Städte und grauesten Pflaster zu etwas verträumten. In chinesicher oder japanischer Schrift steht wohl: "alles Tröten außer Tori" oder so, oder ist sie die Elfe, die Königin des Westens, welche den Bärchis Wünsche erfüllt (SInne verwirrt?). 8: farblich ein sehr angenehmes Bild. Irgendjemandes Portrait hats da Bildmittig zerrissen … kein Wunder, wenn einem Bäume in die Frisur wachsen oder langbeinige Schönheiten einem die Haxn in die Gosch strecken. Überlegte lange, wer das Portrait sein könnte … habe aber keinen Dunst. Schließlich lernen wir noch, daß man nach neuen Methoden der Kunstvermittlung (rechts oben) damit begonnen hat, alte Häuser von unten nach oben abzutragen (rechts unten). 9: Iiiii, grün, rot und gelb, dazu Haut und Zähne, Poren und Pusteln, Katzen und Froschaugen und so einroter Blobb, als ob ein Film durchbruzelt. Schnell weiter, Bild unangenehm. 10: das nenne ich mal eine komfortable Farbeinrichtung. Ein Kapitän kümmert sich um mich, in einer umgebauten Schuschachtel (rechts unten) begeben wir uns auf große Reise, man begegnet sich und das macht gute Laune, schließlich wird ein feiner (chinesischer Max Rabe) unterhaltsame Lieder singen auf der Reise (Programmankündigung in rot). Nur der überstressten Frau unten rechts explodiert gerade der Kopf, aber es kann halt nicht jeder Glück haben. 11: ich glaube, dies ist mein absoluter Liebling. Ein 40 Meter großes Molekül (links unten) ist in der Gobiwüste gelandet, stößt grüne Flocken aus und rotzifferntragende Desingeruhren. Oben sehen wir die Werte an seltsamer Strahlung, welche von den Wissenschaftlern gemessen werden. 12: der Händekrieg. Das tödeliche Bazillis (links oben in blau) ist nur überwindbar, wenn man die entsprechende, sauschwere und wahnsinnig esoterische altindische Zenrunenfingerhaltung einnimmt, wie links unten abgebildet. Das Nackedei rechts ist schon ganz gut dabei und hat deshalb ein Waldgrundstück als Belohnung in Aussicht (Kries, rechts oben). Der Chef des Sicherheitsdienstes hat derweil probleme mit seinem Genpool (Käfer, mittig). 13: ähnlich stark wie 11. Hier breitet sich ein Leben aus, aber auch ein Fragezeichen. Traut sich das Musenmännlein mit seiner Fidel hinzu um Laune aufzubessern (rechts oben)? 14: Bach und schon sehen wir diese Farbklänge (mittig oben) und sind so hin- und weg, daß der Name zweimal auftaucht, auftauchen muß: Bleistiftgeschrieben und als lockerer Bar-Schriftzug. Nicht zu vergessen, daß JS Bach sich sein Lebtag außschließlich und nur von Birnen ernährte (links unten) und das deshalb, weil für ihn diese Frucht mit der geheimen Kraft des Mondes (unten mittig) korrespondierte, immerhin geben die Goldbergvariationen die verschiedenen Mondphasen in Variation wieder (von Neumond zu Neumond). Aber wer außer Dir großem Kenner und mir kleinen Beisitzer sind diese biographischen Geheimheiten des Meisters schon bekannt. 15: aus der Reihe: wie mache ich mit magenwringenden Farbklängen schöne Bilder! Zuerstmal mit Gott telefonieren (eben nicht mit E.T.), dann dumme aufdringliche Mädels in Kästchen sperren und in einen Vollzug setzten und ins All schießen. Oder ist das schlicht eine subversive MTV-Anzeuge für Mikrowellenherde (rechts unten im rosa Kastl)? 16: kann ich nix zu sagen außer: find ich nicht gut. Dieses blöde Gauss-Schauern der Konfetti wieder. Die arme 16. eventuell gibt es unter Kulturberichterstattung mehr davon. > link > > |
diese seite gibt es seit 8178 tagen, ich schreibe und gestalte hier erst seit 12.8.2003. Last update: 20.07.10, 19:54 e-mail adresse für alle anregungen, die nicht in die comments eingang finden sollen: Youre not logged in ... Login
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