die wiener kunsthalle ist derzeit von einer großen menge türkischer fahnen bedeckt und dient auf diese art als große werbefläche für eine diskussionsreihe zu den themen "beitritt der türkei zur eu" und "lebenssituation von türkischen migrantinnen und migranten in wien" (näheres bitte unter dem link oben nachlesen).
so sehr es mir widerlich ist, kunstaktionen nur als werbung für politisch hochbrisante themen zu degradieren und instrumentalisieren, so sehr ist es in manchen fällen aber auch vertretbar und in ordnung. im ganz konkreten fall ist es so, dass die aktuellen plakate der wiener fpö dieses projekt rückwirkend rechtfertigen. das dumpfe und ganz typische ewiggleiche grinsende hinweisen auf geldbeträge, die die kunst angeblich unangemessen und unverdient verschlingt; auf städte, die sich nicht in andere städte verwandeln dürfen (als ob das jemals in der geschichte der menschheit passiert wäre); auf gedankenlesende fähigkeiten von politikern, die "aussprechen, was wien denkt" - all das läßt mich die rechtfertigung dieser aktion erkennen: auf diese politiker und diese politik hinzuweisen ist wichtig, ist gut. denn dann ist die chance größer, dass sie nicht mehr gewählt werden und in die mottenkiste der geschichte zurückverschwinden.
was sind in der kulturpolitik schon 40.000 €? bei großen ausstellungen und bei sogenannten publikumswirksamen opern-, film- oder videoproduktionen geht das doch schon für die verköstigung des kurators und die portokasse drauf.
und was sind in der politik schon 40.000 €? welcher politiker hat denn noch eine auch nur blasse ahnung, wie viel geld das ist; und wie viel geld das nicht ist, wo er doch täglich mit milliarden jongliert (die er meist gar nicht hat, weil ein großes rotes minus voransteht).
denn nur wenige leute verfügen über diese knete, also flüssig in den taschen klimpernd, und wenn, dann freuen sie sich. ich freue mich für den künstler, der diese summe bekommen hat, ob er nun türke oder jude, wiener oder afrikaner ist. er wird damit etwas besseres anfangen als es auf ein konto zu legen, hoffe ich. vielleicht kauft er sich dafür einen neuen computer (oder 5 davon: ich würde es tun), oder er macht eine inspirierende reise in den sonnigen süden. geld ist bei künstlern immer gut angelegt, weil sie es meist schnell ausgeben, und damit die wirtschaft ankurbeln.
geld ist - das wird ja oft vergessen - zum ausgeben da, und wird nicht besser beim lagern (nur manchmal durch die heimtückische list der verzinsung mehr).
ich würde als aktion der gegenattake gerne einmal die wiener börse mit 500 €-scheinen zutapezieren, wie post-it's, zum runterklauben. aber keine falschen, nein echte scheine. das geld wäre schon aufzutreiben, und die aktion wäre in etwa 2 stunden zu ende, und die wirtschaft wäre wieder einmal angekurbelt bis zum irrsinn.
eines noch: die kunsthalle wird sich, auch nicht durch 8 millionen rote türkische fahnen in ein "türkisches zelt" verwandeln: das sähe nämlich beweglicher aus als dieses peinliche klassizistische ungetüm im MQ.